In den Monaten, bevor ich ausgezogen bin, hatte ich angefangen für einen Marathon zu trainieren. Zuerst einfach nur, weil zum ersten Mal ein Marathon in Freiburg statt fand und weil mir die damaligen 5 km Läufe nicht mehr genug waren. Ich suchte eine Herausforderung und der Marathon bot sie mir.
Im Laufe des Trainings merkte ich, wie gut mir die langen Waldläufe taten. Ich konnte meinen Gedanken freien Lauf lassen und mich herrlich entspannen. Ich gewann Abstand zu allem und dies tat mir sehr gut.
Nachdem ich dann den Marathon in einer für mich sensationellen Zeit von 4:17 Stunden gelaufen war wusste ich, das ich viel mehr schaffen kann, als ich mit bisher zugetraut hatte. Drei Wochen später war ich ausgezogen.
Heute weiß ich dass das Marathon-Training für mich nur ein weglaufen war. Das Verdrängen von den Konsequenzen, die ich schon lange gespürt habe. Ich konnte zwar nicht weglaufen, aber ich habe Mut bekommen, um die Konsequenzen in Kauf nehmen zu können. Dies verdanke ich auch dem Erfolg beim Marathon.
Seitdem träume ich davon, einen Marathon unter 3:45 Stunden zu laufen. Einfach um es mir zu beweisen. Doch bei jedem Anlauf merke ich, das mir die Motivation für das lange und intensive Training fehlt. Dafür habe ich zwei Gründe ausgemacht.
Zum einen habe ich jetzt nichts mehr, vor dem ich weglaufen muss. Ich bin mit mir und meinem Leben zufrieden. Vieles kann ich genießen und das, was nicht so toll ist, kann ich so wie es ist akzeptieren.
Und zum anderen weiß ich nun, das Weglaufen gar nichts bringt. Damit lösen sich keine Probleme, sondern sie werden nur noch schlimmer. Besser ist die direkte Auseinandersetzung und das Lösen.
Somit brauche ich mir nun auch nicht mehr weiter den Druck zu machen und mich dazu zu zwingen, für einen Marathon zu trainieren. Vielleicht kommt irgendwann wieder die Zeit, in der ich wirklich nur meine Marathon-Bestzeit verbessern will. Und dann werde ich wieder trainieren können. Momentan ist diese Zeit noch nicht da und darum kann ich nun ganz gelassen damit umgehen.
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